Was ein Elefant in einem Bach sucht und dass man für gute Aussicht nicht unbedingt auf den Üetliberg steigen muss, zeigt mein Ausflug auf den Pfannenstiel. Eine Wanderung unweit der Stadt Zürich, teilweise fern der Zivilisation. Ab und zu an das Tessin erinnernd.
Region: | Zürich; Pfannenstiel; Forch |
Tour Datum: | 23.10.2010 |
Wandern Schwierigkeit: | T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala) |
Wegpunkte: | » Forch, Süessblätz, Binz, Loorenchopf, Dägenriet, Elefantenbach, Burgwies (Zürich) |
Karten: | Landeskarte 1:25 000, Blatt 1092 Uster und 1091 Zürich; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte |
Zeitbedarf: | ca. 3 – 4 Stunden |
Aufstieg: | ca. 50 Höhenmeter |
Abstieg: | ca. 250 Höhenmeter |
Für Kinder: | Aussichtsturm auf dem Loorenchopf, Rastplatz Milan (Loorenchopf), Elefantenbach-Tobel und natürlich der steinerne Elefant. Im Sommer: stauen, baden, plantschen, Würste grillieren |
Restaurants: | Restaurant Krone, Forch, Gasthaus Dägenriet, Zürich |
ÖV-Anbindung: | Bahnhof Forch (Forchbahn), Tramhaltestelle Burgwies, Zürich |
GPS-Track: | forch_zuerich.kmz (Google-Earth-Format) |
Die Bahn die auch ein Tram ist
Der Ausgangspunkt der Wanderung, Forch, ist mit dem öffentlichen Verkehr sehr gut zu erreichen. Ab Bahnhof Stadelhofen bringt die Forchbahn Wanderer schnell hinauf auf den Pfannenstiel. Die Forchbahn selbst sieht aus wie ein Tram, fährt in der Stadt Zürich auf denselben Schienen wie das Tram, ist aber doch eine Bahn. Vorbei an Villen aus dem vorletzten Jahrhundert, dem sehenswerten Trammuseum und Privatkliniken zuckelt die Forchbahn aus der Stadt hinaus aufs Land.
Forch, die Bahn hält rechts. Über die Geleise führt ein Viadukt, der Wanderweg startet auf der linken Seite. Zuerst quer durch ein Quartier mit alten und neuen Einfamilienhäusern. Achtung, der Weg biegt beim Restaurant Krone spitzwinklig links ab. Die General Guisan-Strasse ist der richtige Weg. Die Strasse des Generales führt hinauf zum Wehrmänner-Denkmal. Die Flamme aus Metall erinnert an die Zürcher Soldaten, die während ihres Aktivdienstes im 1. Weltkrieg ums Leben kamen. Sie starben aber nicht im Kugelhagel während der Verteidigung unserer Landesgrenzen, sondern an der Spanischen Grippe. Als das Denkmal 1922 eingeweiht wurde, wohnten Zehntausende den Feierlichkeiten bei. Seit 1990 befindet sich in der hohlen Fackel ein Archiv. Auf zwei Tafeln sind die Namen aller, in den beiden Weltkriegen verstorbener Soldaten des Kantons Zürich aufgeführt.
Niemand will nach Zürich
Vom Fusse der Flamme geniesse ich einen Moment den Ausblick über den Zürichsee und den weiteren Verlauf des Pfannenstiels. In der Ferne tobt der Föhn. Dramatisch, der Himmel. Hoffentlich bleibt es trocken. Weiter zum Weiler “Süessblätz”. Zürich, das Ziel, ist noch nicht angeschrieben. Ist schon eigenartig. Auf allen Autobahnen und Hauptstrassen der Schweiz ist Zürich angeschrieben. Nicht so auf dem Pfannenstiel, in unmittelbarer Nähe. Offenbar will hier niemand nach Zürich wandern. Die Beschilderung wird sich im Verlaufe der Wanderung noch als knifflig erweisen, mehr dazu im Verlaufe des weiteren Textes.
Der Wald des Wassbergs nimmt mich auf. Breite Waldwege führen durch dichten Mischwald. Im Sommer muss es hier angenehm kühl sein. Jetzt, im Spätherbst, tropft es beständig auf den Weg und mich. Nur wenige Fussgänger sind unterwegs. Hauptsächlich Hündeler und Jogger. Mitten im Wald liegt die Spitze des Wassberges. Unspektakuläre 718 Meter über Meer, ohne Aussicht. Hier verweilt man kaum lange. Im Wald muss eine Strasse überquert werden, nicht die letzte auf der Wanderung. Nach der Überquerung fehlen jegliche Wegweiser. Ich laufe einfach geradeaus weiter und stehe schon bald an einer Weggabelung. Geradeaus oder rechts? Ich entscheide mich für rechts. Ein Fehler, der mich 20 Minuten kosten wird. Unbedingt geradeaus! Fehlende Wegweiser ziehen sich wie ein roter Faden durch den Tag. Bin ich in Zürich oder im Tessin?
Oberhalb von Ebmatingen, zweifellos im Kanton Zürich und nicht südlich des Gotthards, verlasse ich den Wald. Beim Parkplatz “Süessblätz” muss wieder eine Strasse überquert werden. Die Sonne blinzelt kurz durch die Wolken, verschwindet aber gleich wieder. Ich tauche in den nächsten Wald ein. Allerdings nur kurz, der Weg, jetzt wieder beschildert, folgt ein Stück der Strasse. Kaum zu glauben, dass man nur wenige Kilometer von der Stadt Zürich entfernt ist. Richtig idyllisch ist es hier.
Der Loorenchopf ist nicht mehr weit
Eine herrschaftliche Villa muss rechts umgangen werden und schon verschluckt der nächste Wald den Wanderer. Nach dem Wald die nächste Strassenüberquerung. Binz ist erreicht. Bei klarer Sicht könnte man die Churfirsten sehen. Heute allerdings kämpft der Föhn einen aussichtslosen Kampf. In einem Bogen führt der Weg entlang der alten Zürichstrasse weiter. Wieder muss eine Strasse überquert werden. Linker Hand grüsst bereits das Stadtquartier Wittikon. Der Loorenchopf ist nicht mehr weit.
Der Weg wird steiler, es geht aufwärts. Mitten im Wald einer der gefährlichsten Ecken der Wanderung, die Querung der Katzenschwanzstrasse. Fragen Sie nicht, warum die so heisst. Ich glaube, ich will es auch nicht wissen. Die unübersichtliche Strasse liegt hinter mir. Ich steige weiter auf. Ein paar Höhenmeter weiter oben öffnet sich eine grosse Waldlichtung mit etlichen Bänken, Grillplätzen und einem offenen Pavillon, ebenfalls mit Feuerstelle. Schön gedeckt und regensicher. An warmen Sommertagen ist hier sicherlich viel los, am Tage meiner Wanderung sind nur gerade eine Familie und zwei Biker da. Der Aussichtsturm lockt. Betreten bei starkem Wind verboten. Hm, der Föhn bläst ordentlich. Ich wage es und werde nicht enttäuscht. 32 Meter hoch ragt der Holz-Turm gerade noch aus den Baumwipfeln. Er schwankt nur minim. Der Blick auf die Stadt Zürich wird durch den dichten Wald erschwert, dafür sollte man bei guten Bedingungen Eiger, Mönch und Jungfrau erblicken. Heute reicht die Sicht nicht soweit, Üetliberg, Altberg und Lägern müssen reichen. Imposant ist es allemal.
Angeschriebenes Haus
Der nächste Eckpunkt, das Gasthaus Dägenriet oder Degenried. Für einmal mit Wegweiser ausgeschrieben. Frisch voran. Es geht abwärts. Auch hier wieder fehlende Wegweiser. Mitten im Wald eine Gabelung und keine Markierung. Nicht einmal ein gelber Rhombus. Meine Wandernase findet diesmal die richtige Spur und das Gasthaus im Wald.
Aber wo ist nun der Elefantenbach? Wieder nichts angeschrieben. Aufs Gratwohl Richtung Wittikon. Volltreffer. Mitten im Wald ein Wegweiser zum Elefantenbach. Geht doch. Am Eingang zum Stöckenbach-Tobel, so heisst der Elefantenbach eigentlich richtig, ist auch die Tramhaltestelle Burgwies, mein heutiges Ziel, angeschrieben. Der Weg schlängelt sich nun durch ein wild romatisches Tobel. Quert Brücken. Fern der Zivilisation könnte man meinen und doch so nah der Stadt. An diesem trüben Tag unberührt und voller Laub. Es raschelt so schön. Herrlich und diese Ruhe. Im Sommer geht es hier lauter zu und her. Der Bach ist ein beliebter Ausflugsort für Picknick und plantschen im Bach. Kinderlachen und der Geruch nach gegrilltem Fleisch erfüllen dann die Luft, aber eben nur im Sommer.
Der Elefant im Bach
Mitten im Tobel steht plötzlich ein Elefant im Bach und spritzt fröhlich Wasser. Ist der aus dem Zoo entlaufen? Nein, der ist aus Stein und uralt. Er entstand 1898 auf Initiative des Verschönerungsvereins Zürich. Ursprünglich plantschten auch zwei Seehunde neben dem Elefanten, doch die sind schon lange verschwunden. Wer übrigens vermutet, der Bach heisse wegen des Elefanten so, der irrt. Bereits auf der “Wild-Karte” von 1850 hiess der Bach Elefantenbach. Der Verschönerungsverein versuchte 1898 nur, dem Namen gerecht zu werden. Woher der Name stammt, ist bis heute ungeklärt.
Das Tobel weitet sich und Verkehrslärm wird hörbar. Die Stadt kommt näher. Nun sind nur noch ein paar wenige Minuten zu gehen. Oberhalb der Haltestelle Burgwies verlässt der Weg das Tobel und öffnet sich der lärmigen Stadt. Gerade rauscht die Forchbahn vorbei. Das nächste Tram kommt sicher bald.
Links:
- Kolumne zum Thema Laub und “laubfrei”: Lasst es rascheln!
- Kolumne zum Thema Brücken und Tunnels im Elefantenbach-Tobel: Die Brücke, die auch ein Tunnel ist
- Forchbahn: www.forchbahn.ch
- NZZ-Artikel: Wie Witikon zum Elefant kam