Das Zürcher Oberland ist ein beliebtes Wandergebiet. Für Zürcher sowieso. Das Gebiet ist reich an Hügeln und Bergen, Ruinen, Tobeln und mystischen Plätzen. Mehrtägige Touren sind genau so machbar wie kurze Nachmittags-Spaziergänge. Und dann gibt es da noch die Kirche des Teufels – die “Tüfels Chilen”. Was den schönen Ort mit dem Teufel verbindet, wollten meine Kinder und ich direkt vor Ort erkunden.
Region: | Zürich; Zürcher Oberland; Kollbrunn |
Tour Datum: | 19.10.2010 |
Wandern Schwierigkeit: | T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala) |
Wegpunkte: | » Kollbrunn, Tüfels Chilen, Ober Langenhard, Burgstelle, Kollbrunn |
Karten: | Landeskarte 1:25 000, Blatt 1072 Winterthur; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte |
Zeitbedarf: | ca. 2 Stunden |
Aufstieg: | 139 Höhenmeter |
Abstieg: | 136 Höhenmeter |
Für Kinder: | Bäntalbachtobel, Wasserlandschaft “Tüfels Chilen” |
Restaurants: | Restaurant Obstgarten, Ober-Langenhard |
ÖV-Anbindung: | Bahnhof Kollbrunn |
GPS-Track: | tuefels_chilen.kmz (Google-Earth-Format) |
Die verschwundene Grotte
Start zur Wanderung ist der Friedhof von Kollbrunn, welch makaberer Zufall. Der Weg folgt zuerst der Strasse auf den Nussberg. Schon bald aber biegt ein Weg rechts ab und strebt dem Wald zu. Dem Bäntalbach entlang windet sich der Weg durch ein malerisches Tobel. Im Sommer angenehm kühl, im herbstlichen Dämmerlicht mystisch. Mitten im Wald gabelt sich der Weg, wir wählen den rechten. Die “Tüfels Chilen” beginnen. Der Weg wird rutschiger und steiler und plötzlich taucht der Ort aus dem Wald auf. Ein Hügel aus Tuffstein. Ein Bach plätschert über mit Moos überwachsene Stufen. Einfach schön. Und gar nicht teuflisch.
Der Name geht zurück auf eine früher hier befindliche Grotte. Aus Quellen im oberen Teil des Moränenschutt-Hügels fliesst sehr kalkhaltiges Wasser über das Moos ins Bäntal hinunter. An der Luft scheidet sich der Kalk aus, verbindet sich mit dem Moos und lagert sich als poröses, aber sehr hartes Gestein ab. Die Grotte mit Quelle war vermutlich einst ein heidnisches Quellheiligtum und wurde im Mittelalter, wie so vieles, verteufelt. Was man nicht verstand, war ein Werk des Teufels. Später wurden die Qualitäten von Tuff als Baumaterial entdeckt und bis 1873 hier abgebaut. Dabei verschwand die Grotte und übrig blieben die Treppenstufen. Langsam erobert sich die Natur den Steinbruch zurück und bildet wieder neuen Tuff.
Natürlicher Zimmerbrunnen
Das ganze Gebiet der “Tüfels Chilen” steht unter Naturschutz. Tuff ist äusserst fragil und ein einzigartiger Lebensraum für etliche Kleinstlebewesen. Leider ist der Mensch nicht gerade zimperlich, wenn es um seine Freizeitaktivitäten geht. Immer wieder werden die Wege verlassen und die fragilen Stufen erklettert. Mit verheerenden Folgen für Tuff und Tiere. Also bitte, auf den Wegen bleiben! Neben dem “Zimmerbrunnen” im Wald führen Treppenstufen hinauf zur Quelle. Das Wasser fliesst kristallklar direkt aus dem Untergrund. Eine grosszügige Grillstelle lockt zur Rast.
Der weitere Weg führt nun ruhig weiter den Wald hinauf. Ober-Langenhard kommt in Sicht. In der kleinen Ortschaft befindet sich eine Wirtschaft mit gemütlichem Garten. Wir entscheiden uns heute, in Anbetracht des auffrischenden Windes und der bedrohlich dunklen Wolken, für den direkten Abstieg über die Burgstelle Tierlisberg. Kurz vor der Ortschaft, bei einer Geflügelzucht, biegt der Weg rechts ab. Vorbei an einer Straussenfarm geht es wieder zurück in den Wald. Steil abwärts verläuft der Waldpfad, die Burgstelle Tierlisberg ist bald erreicht. Es ist ein Hügel mit Ruhebank. Mehr ist nicht mehr zu finden. Der weitere Weg ist schnell erzählt. Steil bergab, direkt auf Kollbrun zu. Der Friedhof ist bald in Sicht und damit das Ende unserer Wanderung.
Wer mehr Zeit und besseres Wetter zur Verfügung hat, sollte Ober-Langehard queren und via Zell und das Töss-Ufer nach Kollbrunn zurückwandern. Oder aber über Unter-Langenhard und die Ruine Liebenberg absteigen. Beides sind reizvolle Routen.
Links:
- Zürich Oberland Tourismus: www.zürioberland.ch
- Restaurant Obstgarten, Ober-Langenhard: www.obst-garten.ch