Dem Geruch von frischen »Guetzli« entfliehend, führt diese Tour durch eine überraschende Schlucht. Vorbei an einer alten Ruine, hinauf zu einem ebenso alten Turm, der einst woanders stand. Und das unweit von Zürich, mit der S-Bahn schnell und einfach zu erreichen.
Region: | Zürichsee, Pfannenstiel |
Tour Datum: | 25.03.2012 |
Wandern Schwierigkeit: | T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala ) |
Wegpunkte: | » Meilen – Burg – Toggwil – Hochwacht – Pfannenstiel – Guldener Höchi – Chüelenboden – Forch |
Karten: | Landeskarte 1:25 000, Blätter 1112 Stäfa und 1092 Uster; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte |
Zeitbedarf: | ca. 3 Stunden |
Aufstieg: | ca. 422 Höhenmeter |
Abstieg: | ca. 173 Höhenmeter |
Für Kinder: | Schlucht, Burg Ruine, Aussichtsturm |
Restaurants: | diverse in Meilen, Restaurant Burg (neben der Ruine), Restaurant Alpenblick in Toggwil, Restaurant Hochwacht, Imbiss Gulden, diverse in Forch |
ÖV-Anbindung: | SBB-Bahnhof Meilen, FB-Bahnhof Forch (S-Bahn-Station) |
»Guetzli-Duft« und Notration
Meilen. Ausgangspunkt dieser Wanderung. Mit drei S-Bahnen erschlossen und Hauptsitz der Migros »Guetzli-Fabrik« Midor. Der Duft von frischen Backwaren liegt in der Luft. Er erinnert mich sofort an meine Notration »Nussstengeli« im Rucksack. Ich mag ihren Geschmack, schätze sie als Energielieferanten und kleinen Snack auf Wanderungen. Aber, einmal angefangen, kann ich nicht mehr aufhören, sie zu essen. Deshalb kommt immer nur eine kleine Notportion mit. Und jetzt liegt ein ähnlicher Duft in der Luft. Soll ich zugreifen? Ein Nussstengel zum Start?
Nein, ich widerstehe den Verlockungen und mache mich auf ins Dorfbachtobel. Dem Wegweiser zu den Fernzielen Pfannenstiel Hochwacht und Forch folgend, umgehe ich die Midor-Fabrik und zweige nach kurzem Marsch auf Asphalt rechts ab. Ich bin im Tobel, der Bach rauscht laut. Keine Blätter an den Bäumen dämpfen das Geräusch und die Sonne scheint ungehindert ins Tobel.
Die überraschende Dorfbachtobel-Schlucht
Das Dorfbachtobel führt von Meilen bis hinauf zum Weiler Toggwil. Es überrascht mit einem unvorhersehbaren Wegverlauf und einem Ambiente, welches an die Täler im Tessin erinnert. Glasklares Wasser rauscht über ausgewaschene Steine, dichte wild bewachsene Hänge, Wasserfälle und steinerne Brücken. Idyllisch. Sommers erfrischend kühl, jetzt im Frühling sonnig und warm.
Der schmale Weg windet sich teilweise hoch über dem Bach das Tobel hinauf. Immer wieder warten Treppenstufen auf den Wanderer. Mehrmals überquert der Weg den Bach, folgt ihm und steigt wieder an. Ein stetes Auf und Ab. Rechts tauchen Mauerreste auf. Die Ruine Friedberg. Viel ist nicht mehr zu sehen. Ein paar Mauerreste und ein 29 Meter tiefer Sodbrunnen sind alles, was von der Festung übrig geblieben ist. Viel bekannt ist auch nicht zur Geschichte der Festung. Um ca. 1200 nach Christus erbaut, wurde sie 1306 erstmals schriftlich erwähnt. Um 1400 war die Burg bereits nicht mehr bewohnbar. 1976 bis 1979 wurde die Ruine ausgegraben und wissenschaftlich erforscht. Für den Wanderer vermutlich interessanter ist die nahe gelegene Wirtschaft “Burg”.
Hinter der Ruine setzt sich das Tobel fort. Es bleibt wild und dicht bewachsen. In unzähligen Graustufen schimmern die wasserüberspülten Steine. Es rauscht und plätschert, die Vögel zwitschern. Einfach nur schön. Der Weg unterquert eine Strasse. Der Tunnel ist gleichzeitig eine Brücke, sozusagen eine Brücke unter der Brücke.
Achtung vor fliegenden Tonscherben
Nach der Unterführung wird der Weg breiter, der Bach ruhiger. Eine Warntafel informiert über möglicherweise herabfallende Tonscherben. Aber nur bei Schiessbetrieb. Und die Scherben seien ungefährlich, sagt die Tafel. Offenbar darf man den Weg bei Schiessbetrieb ohne Helm begehen und braucht auch keine »Hier-kommt-ein-Wanderer-Fahne«.
Der breite Weg führt mit angenehmer Steigung weiter bergan. Die Gegend erinnert mich an den Beginn der Pouetta-Raisse-Schlucht am Chasseron (siehe Wanderung: Le Chasseron: Dichter, Schluchten und Musikautomaten). Der Bach macht eine Rechtskurve und der Weiler Toggwil ist erreicht.
Getränkestand der Jugend und alte Wirtschaft
Toggwil ist weit herum bekannt für seine Wirtschaft »Alpenblick«. Zur gemütlichen Gaststube gehört eine währschafte Küche. Heute allerdings macht die Wirtschaft kein Geschäft mit mir. Der Durst macht sich bemerkbar und ich will schon in Richtung »Alpenblick« abbiegen, als mich ein fragender Ruf erreicht. »Sie haben sicher Durst, oder?« Ich drehe mich in Richtung der Stimme und erblicke drei Knaben und ein handgemaltes Schild »Getränke Fr. 1.-«. Den drei sympathischen Jungs kaufe ich gerne einen Becher ab und lösche so meinen Durst. Ich hoffe, die drei haben einen guten Draht zum Wirt …
Der Weg weiter hinauf zum Pfannenstiel führt über Felder, vorbei an friedlich grasenden Schafen, in einen Wald. Der Blick zurück lohnt sich. 180°-Zürichsee-Panorama. Leider verschwinden am Tage meiner Wanderung Uetliberg und Albiskette beinahe im Dunst. Vorbei an einem ehemaligen Steinbruch, heute Naturschutzgebiet, windet sich der Weg im Zick-Zack durch den Wald. Abzweigungen sind stets gut markiert, den Weg zu verlieren, ist nur schwer möglich.
Parkierte Autos und eine asphaltierte Strasse zeigen das Annähern an die Hochwacht an. Die Schweizerfahne flattert im Wind, die Terrasse ist rappellvoll. Das Restaurant ist ein beliebter Ausflugspunkt. Ich strebe weiter dem Aussichtsturm zu.
Aussichtsturm Pfannenstiel-Hochwacht – der wandernde Turm
Der Aussichtsturm ist schnell erreicht und bietet nach dem Erklimmen eine wunderbare Rundumsicht über Zürich- und Greifensee. Bei klarer Sicht reicht der Blick bis in den Schwarzwald. Allerdings nur, wenn nicht, wie am Tage meiner Wanderung, die Schweizer Armee die Hälfte des Turmes für eine Übung besetzt. Nichts gegen solche Übungen, aber muss ein beliebter Ausflugsturm unbedingt auch am Sonntag besetzt sein?
Der Turm steht erst seit 1992 auf dem Pfannenstiel. Seit 1893 war er auf dem Bachtel zu Hause und wurde dort 1979 unter Denkmalschutz gestellt. Trotzdem wurde der Turm 1985 abgebrochen und durch die Besitzerin PTT (heute Swisscom) eingelagert. Nach langem hin und her wurde der Turm schliesslich 1992 auf dem Pfannenstiel wieder aufgebaut und erfreut sich dort grosser Beliebtheit.
Der Gipfel im Wald
Mit dem Turm ist der höchste Punkt der Wanderung noch nicht erreicht. Der »Gipfel« des Pfannenstiels, immerhin 853 Meter über Meer, liegt mitten im Wald. Von nun an geht es locker weiter. Geradeaus und leicht bergab führt der Weg quer durch den Wald. Zuerst zur Waldlichtung »Guldener Höchi« und weiter zum Punkt »Chüelenmorgen« führt der Weg stetig abwärts auf Forch zu. Ab »Chüelenmorgen« führen mehrere Wege nach Forch. Es ist egal, welchen man wählt. Ein einziger führt am Imbiss »Gulden« vorbei, die anderen umgehen die Siedlung »Gulden«.
Denkmal der Wehrmänner
Beim Verlassen des Waldes schweift der Blick über Forch und bleibt an der grossen Skulptur am gegenüberliegenden Hügel hängen. Das Wehrmännerdenkmal steht für die 370 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Die 18 Meter hohe Skulptur stellt eine Flamme dar und wurde 1922 eingeweiht (mehr dazu im Wanderbericht: Wehrmänner, ein Turm und ein Elefant). Meine Wanderung endet in Forch. Mit der S-18, der Forchbahn, welche heuer 100 Jahre feiert, reise ich zurück nach Zürich.
Wer noch weiter will, kann die erwähnte Wanderung oder Teile davon, anhängen. Übrigens, die Wanderung ist auch in umgekehrter Variante reizvoll.
Links:
- Zürichsee Tourismus: www.zuerichsee.ch
- Wandern auf dem Pfannenstiel: www.pfannenstiel.ch
- Ruine Friedberg (Wikipedia): de.wikipedia.org/wiki/Burg_Friedberg_(Meilen)
- Forchbahn: www.forchbahn.ch