Berg-Tuning am Stoos

Kolumne: Stoos – steil, steiler, am Steilsten

Gerade erst habe ich meine Meinung zum »Funpark Alpen« kundgetan und schon kommt der nächste Superlativ. Die Sportbahnen Schwyz-Stoos-Fronalpstock AG planen die steilste Standseilbahn der Welt mit 110 Prozent maximaler Steigung. Das in der letzten Kolumne befürchtete Wettrüsten geht schon los …

Heute fährt bereits eine Standseilbahn mit 78 Prozent Maximalsteigung von Schlattli hinauf nach Stoos. Die Bahn wurde 1933 erbaut und überbrückt 786 Höhenmeter. Die Betriebsbewilligung der Anlage läuft 2013 aus, und eine Sanierung wird als zu aufwändig und zu kostenintensiv angesehen. Die geplante Standseilbahn mit geschätzten Baukosten von 40 Mio. Franken soll die alte Anlage ab 2013 ersetzen.

Und wie üblich, wird bei einem Neubau mit Superlativen nicht gespart. Die steilste Bahn soll es also werden. Mit 110 Prozent kommt das Projekt fast an die Grenzen des technisch Möglichen (gemäss IUB Ingenieur-Unternehmung AG). Das Trassee ist schnurgerade und führt durch einen 240 Meter langen Tunnel unter dem Schwimmbad hindurch. Damit sich die Passagiere bei einem derart steilen Aufstieg überhaupt auf den Beinen halten können und noch wohlfühlen, werden die Kabinen drehbar in das Fahrgestell montiert. Der Kabinenboden strebt bei jedem Neigungswinkel der Strecke der Waagrechten zu. Aufwändig.

Angeblich soll der Neubau kostengünstiger und sicherer sein als Sanierung und Weiterbetrieb der bestehenden Bahn. Ich bin kein Bahn-Ingenieur und kann die Angaben nur beschränkt überprüfen. Aber ein 240 Meter langer, derart steiler Tunnel, das weckt Erinnerungen an das Unglück von Kaprun. Nur nebenbei sei erwähnt, dass die Unglücksbahn durch eine Luftseilbahn ersetzt wurde …

Ihr Bahn-Nostalgiker Gregor A. Ambühl

Links:
Stoos: Erschliessungsprojekt