Die quitschende, gemütliche Centovalli-Bahn bei Intragna

Kastanien, Eidechsen und verfallene Rustici: Rasa – Intragna

Was tun, wenn die Nordschweiz unter einer grauen Nebeldecke liegt und einem nach Sonne und Wärme ist? Einen Tagesausflug ins Tessin unternehmen! Nebst Sonne und Wärme bietet das Tessin schöne Wanderrouten und als Zugabe im Herbst – frische Kastanien.


Region: Tessin, Centovalli
Tour Datum: 11.10.2015
Wandern Schwierigkeit: T2 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Rasa – Corte di Sotto – „Römerbrücke“ – Intragna
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1312 Locarno; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 – 4 Stunden
Aufstieg: ca. 100 Höhenmeter
Abstieg: ca. 589 Höhenmeter
Für Kinder: Fahrten mit der Seilbahn und der Centovallibahn, Kastanien sammeln
ÖV-Anbindung: Bahnhöfe Verdasio und Intragna (beide FART)

Durchs dunkle Loch in die Sonnenstube

Via Gotthard mit dem Zug nach Locarno. Immer wieder ein Erlebnis. Die Fahrt durch die Kehrtunnel, dann die Einfahrt ins dunkle Loch und schliesslich die Einfahrt in die Sonnenstube. Aus der Finsternis des Tunnels in die strahlende Sonne. Dazu ein gemütliches Kartenspiel auf dem Tischchen. Gemütlicher geht es kaum. In Locarno wechseln wir auf das Centovalli Bähnchen. Mehr ein Tram als ein Zug. Es zuckelt gemütlich vom unterirdischen Bahnhof Locarno hinein in das Tal der tausend Täler. Quietscht fröhlich in Kurven und rumpelt über tiefe Taleinschnitte. Bequem sind die Sitze, schön die Aussicht.

In Verdasio verlassen wir die Bahn und steigen um in die Seilbahn hinauf nach Rasa. Die blaue Kabine fasst 8 Personen. Bei Grossandrang fährt sie solange, bis alle oben sind. Aus dem Lautsprecher kommt eine Stimme, zackig und militärisch: »Einsteigen, oben bezahlen«. Machen wir und quetschen uns in die Bahn.

Rasa – Hier steht die Zeit still

Hoch über dem Talgrund liegt Rasa auf einer sanften Anhöhe. Die Seilbahn und Wanderwege sind der einzige Zubringer. Keine Strasse, bis 1956 auch keine Seilbahn. Diese, heute paradiesische Situation für Ruhe suchende, brachte das Dorf beinahe zum Aussterben. Wohnten um 1900 noch rund 300 Personen in Rasa,waren es 1972 noch ganze 11. Heute sind es wieder gegen 20 Personen, welche ganzjährig in Rasa leben. Das kleine Dorf ist sehenswert und ein kurzer Rundgang ist lohnenswert. Wer viel Zeit übrig hat, sollte unbedingt nach Terra Vecchia absteigen. Die verlassene Siedlung wird seit vielen Jahren in Fronarbeit wiederaufgebaut und genutzt. Offenbar leben seit einiger Zeit auch wieder Menschen dort.

Wir halten uns nicht lange in Rasa auf und steigen, nach einem kurzen Rundgang, in den alten Weg nach Intragna ein. Während längerer Zeit begegnen wir keiner Menschenseele. Nur von ganz fern dringt etwas Strassenlärm an unsere Ohren. Stetig bücken wir uns um auf dem Pfad liegende Kastanien aufzuheben. Bis am Abend werden es gute drei Kilogramm sein, welche zu Hause genüsslich auf dem Feuer gebraten und verzehrt werden. Eine anhaltende Erinnerung an den schönen Tag im Centovalli.

Der steinige Weg ins Tal

Stetig abwärts führt uns der steinige Weg. Vorbei an Wegkapellen mit mehr oder weniger schönen Malereien. Und bei fast allen finden wir frische Blumen. Offenbar werden sie gepflegt und genutzt. Wir treten aus dem Wald auf eine Lichtung. Ziegen grasen friedlich, die Siedlung ist bewohnt. Sie wird von einer Stiftung zur Suchttheraphie und Rehabilitation verwendet. Gute Idee, die Gegend ist derart friedlich und ruhig. Da wird man schon beim Wandern therapiert. Wozu allerdings die riesige Leinwand, mitten in der Siedlung, diente erschliesst sich uns nicht. Beim weiteren Abstieg passieren wir etliche verfallene Rustici, ein Paradies für Eidechsen. Überall wuseln sie durch die von der Sonne erwärmten Steine. Ab und zu huscht ein Eichhörnchen durch den Wald. Wer Zeit und offene Augen hat, sieht viel. Und immer wieder liegen Kastanien auf dem Weg und glänzen in der Sonne.

Schweisstreibender Abschluss

Schliesslich erreichen wir den Talgrund und müssen entscheiden. Ganz hinab zur Melezza und auf der anderen Seite hoch nach Corcapolo oder weiter nach Intragna? Wir entscheiden uns für letzteres und folgen dem Flusslauf talwärts. Der abwechslungsreiche Weg ist ein stetes Auf- und Ab. Vorbei an bewohnten Rustici und einem grossen Haus, das früher vielleicht eine Mühle war, streben wir Intragna zu. Wir queren den Fluss über die berühmte »Römerbrücke«, die gar keine ist (sie stammt aus dem Jahre 1578). Der Aufstieg zu den Geleisen der Bahn ist lang und steil. Ein schweisstreibendes Ende der Wanderung.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Rasa
Datum: 16.11.15
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: