Aussicht in Richtung Linthebene

Grenzgebiet St. Gallen / Zürich: Höchhand, der scharfe Grat

Es ist immer so eine Sache mit Wanderungen, welche man als Kind mit den Eltern unternommen hat. Die Erinnerung ist oft getrübt und die vielen Jahre haben vieles an Landschaft und Wirtschaft geändert. Die folgende Tour auf die Höchhand ist so eine Wanderung. Als Kind oft begangen, erinnerte ich mich noch an dichte Wälder und riesige Nussgipfel. Was ist geblieben? Ist der Nussgipfel wirklich so gross, wie in der Erinnerung? Sicherheitshalber erwähne während der Vorbereitung gegenüber meinen Kindern die Nussgipfel nicht. Man weiss ja nie.


Region: St. Gallen, Zürcher Oberland, Wald
Tour Datum: 17.04.2011
Wandern Schwierigkeit: T2 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Wolfsgrueb, Undere Boalp, Obere Boalp, Höchhand, Schwarzenberg, Farner, Ger (Fälmis)
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1113 Ricken; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 – 4 Stunden
Aufstieg: ca. 350 Höhenmeter
Abstieg: ca. 450 Höhenmeter
Für Kinder: Spielplatz Alpwirtschaft Farner
Restaurants: Poo-Alp, Farneralp
Feuerstellen: Offizielle kurz vor der unteren und oberen Boalp. Ansonsten nur inoffizielle.
ÖV-Anbindung: Bahnhof Wald (langer Aufstieg zur Wolfsgrueb)
GPS-Track:

342 Höhenmeter zum Gipfel

Start zur abwechslungsreichen und mittelschweren Wanderung ist der TCS-Parkplatz Wolfsgrueb oberhalb von Wald auf 972 Metern über Meer. 342 Meter höher liegt das Tagesziel, die Höchhand. Entlang eines asphaltierten Weges steigen wir hoch zur Unteren Boalp. Schlüsselblumen umgeben uns und das frische Frühlingsgrün der Bäume erfreut das Auge. Auf der Unteren Boalp liegt das Restaurant Poo-Alp, erste Möglichkeit für Speis und Trank. Kurz vor dem Restaurant biegt ein Feldweg rechts ab und steigt zügig den schattigen Hang hoch. Schön anzusehen sind die vielen gelben Löwenzahn-Tupfer auf der Sonnenwiese gegenüber.

Der Weg taucht ein in einen lauschigen Wald, und bald stehen wir vor einer Weggabelung. Etwas versteckt schimmert der bekannte gelbe Rhombus an einem Baum durch das Dämmerlicht. Wohlan, rechts geht es weiter. Schon bald kommt ein Haus in Sicht, die Obere Boalp. Die Fensterläden sind verrammelt, der Brunnen abgestellt und niemand weit und breit zu sehen. Der Alpsommer hat noch nicht begonnen. Dann würden wir hier wohl von vielen Kühen begrüsst werden. Jetzt hat es nur ein paar grosse Vögel am Himmel, welche die zahlreichen Gleitschirme aufgeschreckt haben. Stacheldraht und Drehkreuze für Wanderer lassen erahnen, dass hier im Sommer viel Vieh gehalten wird.

Der scharfe Grat

Der Wegweiser vor dem Haus gibt noch 50 Minuten zum Tagesziel und Mittagsrast an, auf geht’s. Der Weg führt nun quer durch Alpwiesen bis hinauf zum steil abfallenden Grat. Der lichte Wald gewährt erste Blicke auf Goldingen und den Atzmännig. An diesem Punkt gabelt sich der Weg. Links hinauf zur Höchhand, rechts hinauf zur Alpwirtschaft Farner. Wir werden diesen Punkt etwas später wieder passieren, um via Farner abzusteigen. Doch zuerst wollen wir hoch hinauf. Auf die Höchhand. Der Weg führt nun entlang des Grates hinauf. Das Ziel ist kein besonders markanter Hügel. Einfach nur der höchste Punkt des Grates. Der Weg verläuft abwechselnd durch Wald, erklimmt Hänge und lichte Höhen. Oft öffnet sich der Wald und lässt Blicke in den Abgrund zu. Die Felswand fällt hier bis zu 500 Meter jäh ab. Bei klarem Himmel hätte man hier ein wunderbares Panorama auf Churfirsten, Linthebene und die Bündner Alpen. Heute erkennt man nur knapp die Linth-Ebene.

Ein letzter kurzer Anstieg und wir sind oben. Kein Gipfelkreuz, kein Restaurant. Nicht einmal eine grosse Info-Tafel mit Panorama. Nur wir, der Wind, eine Wiese und Bäume. Und ein gewaltiges Panorama. Hinter uns, durch Bäume und Sträucher verdeckt, der Abgrund mit dem schon erwähnten Blick auf Churfirsten und Linth. Vor uns eine Wiese mit Blumen und im Hintergrund die Hügellandschaft des Zürcher Oberlandes. Ich gebe es gerne zu, ich bin ein Panorama-Banause. Ich erkenne nur wenige Berge auf Anhieb, muss mir offenbar auch ein iPhone mit Gipfel-App zulegen … Immerhin identifiziere ich auf Anhieb den Hüttchopf und die Scheidegg. Das Schnebelhorn, der höchste Zürcher Berg, benötigt etwas mehr Zeit, um erkannt zu werden.

Keine Nussgipfel mehr

Hier könnte man verweilen, wenn nur der Wind nicht wäre. Zudem verdecken schwarze Wolken die Sonne. Es wird rasch kühl. So ziehen wir schon bald wieder los. Zurück zur Weggabelung und auf der anderen Seite hinauf. Der Schwarzenberg stellt sich uns in den Weg, will übergangen werden. Der Aufstieg – ein Klacks. Der Abstieg – Knieschlotterweg. Durch den Wald geht es steil abwärts, Wanderstöcke sind ein willkommenes Hilfsmittel. Der sich in unsere Sicht drängende Guntliberg wird gnadenlos umgangen und das nächste Etappenziel, der Farner, ist erreicht.

Die Alpwirtschaft existiert noch, leider die Nussgipfel nicht mehr. Aus praktischen Gründen hat der Wirt auf Fertigprodukte umgestellt. Hergestellt werden die riesen Dinger aus meiner Kindheit noch immer, aber hier nicht mehr verkauft. Sehr zum Leidwesen der zahlreichen Wanderer. Den Gesprächen ist zu entnehmen, dass sich manch einer wegen der Nussgipfel auf den Weg hierher gemacht hat. Schade. Aber das kühle Bier war für den Durst sowieso besser als ein süsser Nussgipfel.

Der weitere Abstieg durch den Ferchwald ist ein schöner Abschluss. Viele kleine Bäche queren den Weg des Wanderers. Und mitten im Wald sind wir einem Alphornbläser begegnet. Er spielte schön und ausdauernd. Warum er im Wald spielte, bleibt sein Geheimnis. Ger und der Parkplatz Fälmis sind schnell erreicht und der Schlussanstieg zum Parkplatz Wolfsgrueb nur noch eine kleine Finger- beziehungsweise Beinübung.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Wald
Datum: 23.01.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: