Seine Majestät der Aletschgletscher

Gletscherpfad: auf Tuchfühlung mit dem Aletschgletscher

Der Aletschgletscher, majestätisch, gewaltig und beeindruckend. Jeder sollte in zweimal besuchen. Je einmal als Kind und als Erwachsener. Sehen, wie dieser Riese schwindet. Die schiere Grösse erleben. Die aufsteigende Kälte spüren. Die zeitlichen Dimensionen der Natur erfahren. Drehen wir das Rad der Zeit zurück ins Jahr 1988. An einem schönen Sommertag steht ein Oberstufenschüler auf dem Eggishorn und blickt auf den Aletschgletscher hinunter. Er ist fasziniert von dem Gletscher und beschliesst auf der folgenden Wanderung zu den Märjelaseen wiederzukommen. 23 Jahre ziehen ins Land und wieder stehe ich, jetzt mit Tochter, über dem Gletscher. Unterhalb des Bettmerhornes lassen wir den Eisstrom auf uns einwirken – er fasziniert immer noch genauso wie damals.


Region: Oberwallis, Goms
Tour Datum: 11.08.2011
Wandern Schwierigkeit: T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Station Bettmerhorn (Bettmergrat) – Roti Chumma – Märjelesee – Gletscherstube – Obers Tälli – Fiescheralp (Kühboden)
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1269 Aletschgletscher; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 – 5 Stunden
Aufstieg: ca. 50 Höhenmeter
Abstieg: ca. 400 Höhenmeter
Für Kinder: Aletschgletscher, Tunnel Märjela – Obers Tälli, Seilbahnen, Matterhorn-Gotthardbahn
Restaurants: Diverse auf der Bettmeralp, Fiescheralp und in Fiesch, Restaurant Bettmerhorn, Gletscherstube
ÖV-Anbindung: SBB Bahnhof Brig, MGB Bahnhöfe Betten und Fiesch

Anreise mit Bahn und Seilbahn, Tagesausflug ab Bern

Wer dem Gletscher folgen will, reist am besten mit der Bahn an. Ab Brig fährt die Matterhorn-Gotthard-Bahn bequem nach Betten-Station, dem Umsteigebahnhof, hinauf auf die Bettmeralp. Bahnfahrer profitieren zudem doppelt. Erstens entfällt die Suche nach einem Parkplatz, am Tage unserer Wanderung war der Parkplatz in Betten-Station schon morgens um acht völlig überfüllt. Und zweitens ist das Rundreise-Ticket mit Bahn und Seilbahn massiv günstiger. Die Walliser sind sowieso ÖV-freundlich, Halbtax und Juniorkarte praktisch überall gültig.

Der kleine rote Zug füllt sich in Brig bis zum letzten Platz. Alle wollen an diesem sonnigen August-Tag in die Berge. So auch ein älteres Ehepaar aus Bern, Mitreisende im Zug. Seit der Neat-Tunnel eröffnet ist, nutzen Sie die Zeitersparnis des Öfteren für einen Tagesausflug ins Wallis. Unterwegs füllt sich der Zug noch mehr. Man fühlt sich wie in einer Zürcher S-Bahn zur Stosszeit.

Menschenmassen strömen bergwärts

In Betten-Station lehrt sich der Zug schlagartig. Glücklicherweise fahren zwei Seilbahnen auf die Bettmeralp. Die direkte und eine mit Umsteigen in Betten (Dorf). Egal, welche Bahn gewählt wird, schnell ist die Bettmeralp auf 1924 Metern über Meer erreicht. Blauer Himmel und angenehme Temperaturen empfangen uns, die Menschenmassen verteilen sich im Dorf.

Wir streben 60 Höhenmeter aufwärts, die Talstation der nächsten Bahn liegt am oberen Ende des Dorfes. Nach der kurzen Anstrengung nehmen wir in der Gondel Platz und schaukeln gemächlich über der Baumgrenze hinauf zum Bettmerhorn. Die Sicht auf die gegenüberliegenden Berge ist beeindruckend, die Spuren des Ski-Tourismus leider auch.

Station Bettmerhorn, wo ist der Gletscher?

2647 Meter über Meer, Endstation und der höchste Punkt des heutigen Wanderausflugs. Wir steigen uns und meine Tochter ist enttäuscht. Vom Gletscher ist nichts zu sehen. „Wo ist er denn hin?“ Papi hat doch von einem gigantischen Gletscher gesprochen. Doch hier ist nichts ausser Felsen und noch mehr Bergen.

Geduld, seine Majestät der Aletsch versteckt sich ein wenig. Von der Bergstation aus führt ein breit ausgebauter Weg geradeaus auf eine natürliche Plattform und … et voilà der Gletscher breitet sich vor uns in ganzer Pracht aus. Alle sind begeistert. Meine Tochter, ich, etliche Wanderer und die vielen Asiaten mit den obligaten Kameras. Wir verlassen das Plateau und folgen dem Gletscherpfad. Dem Gletscher entlang abwärts.

Kühler Wind, Steine und Schafe

Der Weg ist einfach zu beschreiben, nicht aber die auf uns wirkenden Eindrücke. Vor uns der steinige Weg, links der Gletscher, rechts die hohen Berge. Das muss man erlebt haben. Der Weg selbst ist abwechslungsreich. Kies, Felsplatten, grobe Steine, in Fels geschlagene Wegabschnitte – alles ist dabei.

Ein Stück des Weges ist verschüttet, die Umleitung hat’s in sich. Über grosse Steine zu springen wie ein Steinbock ist anstrengend, aber auch amüsant. Und markiert ist der Weg auf eine Weise, die man nicht besser machen kann. Dann der Aufschrei! Ein Steinbock. Nein, eine Gämse. Feldstecher an die Augen – es ist bloss ein Schaf. Aber dass es dort oben noch etwas zu fressen findet, ist doch wunderlich. Vermutlich geniesst es lediglich die Aussicht.

Und die ist unbeschreiblich. Oben der blaue Himmel und in mitten der grauen Berge dieser weisse Strom aus Eis. Zerfurcht und mit den markanten „Dreck-Streifen“. Und er ist zu spüren, der Gletscher. Von unten herauf weht ein ständiger, kühler Luftzug. Trotz annähernd 30 Grad im Talboden ist man froh um eine Jacke.

Zeit für den Abschied

Vorbei an der Gabelung Roti Chumma geht es direkt auf einen scharfen Grat zu. Dort heisst es dann Abschied nehmen vom Aletschgletscher. Der Weg biegt um den Grat und steigt ab zu den Märjelenseen. Die Seen sind ein Überrest eines Seitenarmes und liegen lieblich in einer Hochebene. Glatt geschliffene Felsplatten locken zur Rast. Picknick mit Blick auf den Gletscher – einmalig. Übrigens, vor gar nicht langer Zeit schwammen im Frühling noch Eisberge auf den Seen. Ältere Menschen mögen sich noch gut daran erinnern.

Einkehr, Tunnel und Klimawechsel

Am Ende der Seen lockt die Gletscherstube zur Einkehr. Das gemütliche Bergrestaurant liegt etwas oberhalb der Gletscherseen, gleich neben der Staumauer des Vordersees. Von hier aus führen zwei Wege zurück ins Fieschertal. Eine lange aussen herum oder eine kurze quer durch den Berg. Wir wählen den Tunnel. Die Durchquerung dauert ca. 15 Minuten und spart eine volle Stunde Marschzeit ein. Entgegen den im Internet gefundenen Angaben ist der Tunnel beleuchtet. Nur ein bisschen feucht.

Auf der anderen Seite des Tunnels empfängt uns heisse Luft. Die kühlende Wirkung des Gletschers ist weg, die sommerliche Hitze hat uns wieder. Ein breiter Weg führt vom Tunnelportal zur Fiescheralp, Bergstation der Luftseilbahn nach Fiesch. Dort sind es nur noch fünf Minuten Fussmarsch zum Bahnhof, von wo uns die Matterhorn-Gotthard-Bahn wieder nach Brig bringt.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Betten Talstation
Datum: 04.11.11
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: