Albis Hochwacht. 158 Stufen zur Aussicht

Zürich: Albis – Der Lückenbüsser

Samstag Abend, Meteo im Staatsfernsehen. Die Glarner Alpen sind definitiv geplatzt. Morgens bewölkt, ab dem Mittag Gewitter und Platzregen. In der Region Zürich sind die Aussichten etwas besser. Gewitter erst im Laufe des Nachmittags. Da ich den Kindern eine Seilbahnfahrt versprochen hatte, ist der Ausgangspunkt schnell klar. Die Felsenegg auf dem Uetliberg-Albisgrat. Die einzige Luftseilbahn des Kantons Zürich. Der Weg auf den Uetliberg ist bekannt und oft begangen (siehe Bericht Zürcher Hausstrecke: Üetliberg-Felsenegg), in die andere Richtung völlig unbekannt. Albis, du Lückenbüsser bist unsere Wander-Rettung.


Region: Zürich, Sihltal
Tour Datum: 22.05.2011
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Adliswil, Felsenegg, Buechenegg, Albispass, Albis-Hochwacht, Schnabelburg, Schnabellücken, Sihlwald
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1111 Albis; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 Stunden
Aufstieg: Seilbahn; Praktisch keiner, stets auf und ab
Abstieg: 393 Höhenmeter
Für Kinder: Luftseilbahn Adliswil-Felsenegg, Aussichtsturm Hochwacht, Ruine Schnabelburg, Sihlwald, Museumsbahn Sihltal
Restaurants: Felsenegg, Teehüsli, Buechenegg, Chnusper-Hüsli, Albis….
Feuerstellen: Albis-Hochwacht
ÖV-Anbindung: Bahnhöfe Adliswil, Sihlwald
GPS-Track: albis_22052011.kmz (Google-Earth-Format)

Felsenegg – Lufseilbahn und Walking-Paradies

Eigentlicher Wanderstart ist der Bahnhof Adliswil. Von dort werden die ersten Höhenmeter, ideal zum Einlaufen, zur Talstation der Luftseilbahn zurückgelegt. Im Halbstundentakt schaukelt die Kabine hinauf auf 804 Meter über Meer. Der Blick über den Zürichsee ist eindrücklich, die Betonlandschaft der Stadt Zürich stimmt nachdenklich. Oben angekommen, fragen wir uns zuerst, ob Wandernde überhaupt willkommen sind. Nordic-Walking-Trails scheinen hier der Trend zu sein. Sechs Trails starten oder enden hier. Dazu kommen etliche Bikewege. Ah, da ist doch ein gelber Wander-Wegweiser.

Beizentour Felsenegg – Buechenegg

Beizentour im Zwischentitel für die Etappe ist nicht übertrieben. Auf diesem ersten Abschnitt warten nicht weniger als vier Restaurants auf hungrige und durstige Gäste. Kaum drei Minuten marschiert, schon das Erste. Die Felsenegg mit schöner Terrasse Nach drei Minuten wandern bin ich aber noch nicht durstig und so enteilen wir mit schnellen Schritten. Der breite Kiesweg führt in lockerem Auf und Ab über die Krete. Der Weg ist angenehm, die massenhaft auftauchenden Biker haben genügend Platz zum Überholen. Linker Hand der Zürichsee, rechts der Türlersee, oben die ersten Gewittervorboten. Der Weg führt grösstenteils durch dichten Wald, angenehm kühl ist es hier. Im Wald bereits die nächste Möglichkeit, das Teehüsli. Heute Bratwürste vom Grill. Hört sich gut an, aber wir sind noch nicht hungrig. Also weiter zur Buechenegg. Hier stehen gleich zwei Restaurants zur Auswahl. Mehr dazu in den Links am Ende des Berichtes. Wir queren die Passstrasse und streben weiter dem Albis zu.

Feldmaus im Müsli

Nach der Passstrasse steigt der Weg etwas steiler an. Wir durchqueren ein Gebiet mit Ortsbezeichnung »Müsli«. Passend dazu liegt plötzlich eine schwer atmende Feldmaus auf der Strasse. Wurde sie ein Opfer des Veloverkehrs? Sanitäter! Beherzt wird die Maus von der Strasse in die Wiese gebracht, was sie mit Bissversuchen quittiert. Maus gerettet, weiterwandern. Ein Wald nimmt uns auf und spuckt uns kurz vor dem Albispass wieder aus. Auf der Passhöhe locken drei Restaurants, an diesem ordentlich schönen Sonntag prall gefüllt. Der Aussichtsturm auf der Hochwacht, knappe 30 Minuten entfernt, lockt die Kinder weiter, trotz anstehender Gegensteigung.

Albis-Hochwacht – Wildnispark und Aussicht zum Gewitter

In der Gegensteigung nach der Passhöhe informiert eine Tafel über den Eintritt in den Wildnispark Zürich. Er ist kein Tierpark, sondern ein Naturschutzgebiet. Seit Jahrzehnten wird der Wald nicht mehr gepflegt, Totholz einfach liegengelassen. Für Akademiker ein Forschungsparadies, der Nicht-Akademiker darf die Natur einfach geniessen. Mitten im dichten Wald steht der Hochwacht-Turm. Die Holzkonstruktion ist gut versteckt und überragt die Bäume nur wenig. 158 Treppenstufen trennen den Boden von einer schönen Aussicht. Alpstein, Berner Alpen und Jura wären zu sehen. Heute vorwiegend Gewitterwolken. In den Glarneralpen regnet es, das ist gut zu sehen. Albis, du warst eine gute Entscheidung. Am Boden laden Feuerstellen, ein Tisch und etliche Bänke zur Rast.

Schnabelburg – Steiler Auf- und Abstieg

Nach einem gemütlich verspeisten Mittagsmahl zieht es uns weiter zur Schnabellücke. Die Wegbeschaffenheit ändert sich frappant. Bis zum Turm waren wir auf breiten Kieswegen unterwegs, jetzt sind es schmale Waldwege. Nach dem Turm geht es steil abwärts zu einem Wegweiser “Ruine Schnabelburg – Steiler Aufstieg“. Der Text lockt die Kinder und verheisst Abenteuer. Schnabelburg, wir kommen. Und tatsächlich, der Aufstieg hat es in sich. Nicht lange, aber sehr steil geht es aufwärts. Die Ruine kommt in Sicht. Geschafft, wir sind oben. Viel zu sehen gibt es leider nicht mehr. Die Ruine wurde bereits im 14. Jahrhundert zerstört oder nicht fertig gebaut, so ganz klar ist das nicht. Die Natur hat in den letzten Jahrhunderten das ihrige zum Zerfall beigetragen.

Wir wagen uns an den Abstieg zur Schnabellücke. Er ist noch steiler als der Aufstieg. Eltern, passt auf Eure Kinder auf. Überall geht es steil abwärts und der Boden ist rutschig und gar nicht griffig. Doch die Schnabellücken, einst ein Saumpfad, sind schnell erreicht. Weiter auf dem Grat zum Albishorn mit Abstieg nach Sihlbrugg oder abwärts nach Sihlwald? Ein Blick in den verdunkelnden Himmel hilft bei der Wahl. Abwärts.

Sihlwald – Abwärts durch Regen zur Dampfbahn

Stetig abwärts durch den dunklen Sihlwald. Ein mystisches Fleckchen Erde. Der urtümliche Wald ist eindrücklich und schön zu durchwandern. Plötzlich ertönt der erste Donner. Das fröhliche Vogelgezwitscher verstummt. Ein entferntes Plätschern erinnert an einen Bach, aber es ist der Regen auf dem Blätterdach. Noch ist er fein und wird vom Wald absorbiert. Schnell die Regenjacken angezogen. Das Plätschern steigert sich zum Trommeln, der Regen bricht durch. Innert kürzester Zeit ist alles nass. Wir erleben eine Natur-Oper. Doch so schnell es auch gekommen ist, so schnell verschwindet das Gewitter. Nach fünf Minuten ist der Spuck vorbei und die Sonne drückt hervor. Die Vögel zwitschern wieder und der Boden dampft.

Kurze Zeit später verlassen wir den Wald und erreichen das Ufer der Sihl. Schwarzer Rauch in der Ferne. Brennt der Wald? Ein Piff, Zischen und Fauchen. Nein, da fährt ein Dampfzug. Wir kommen gerade rechtzeitig zur Station Sihlwald,um den Museumszug abfahren zu sehen. Ein würdiger Abschluss eines schönen Tages. Albis – ein Lückenbüsser bist du definitiv nicht.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Adliswil LAF
Datum: 23.01.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: