Zwischenstation Salzmatt. Hier war ich erst kürzlich. Und wieder ist der Kaiseregg-Gipfel in Wolken gehüllt. Wie jeden vergangenen Tag. Doch heute packe ich den Gipfel. 600 Höhenmeter liegen vor mir. Auf geht’s, der Gipfel lockt.
Region: | Sensebezirk, Fribourg |
Tour Datum: | 10.08.2012 |
Wandern Schwierigkeit: | T4 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala) |
Wegpunkte: | » Riggisalp – Salzmatt – Kaisereggpass – Kaiseregg Gipfel – Kaisereggpass – Gölmly – Obere Euschels – Schwarzsee |
Karten: | Landeskarte 1:25 000, Blatt 1226 Boltigen; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte |
Zeitbedarf: | ca. 5 – 6 Stunden |
Aufstieg: | ca. 730 Höhenmeter |
Abstieg: | ca. 1′138 Höhenmeter |
Für Kinder: | Nur für trittsichere und schwindelfreie Kinder! Ausdauer und Kondition von Nöten. |
Restaurants: | Restaurant Gypsera, Bergrestaurant Riggisalp |
ÖV-Anbindung: | Bus-Haltestelle Gypsera |
Bequeme erste Höhenmeter
Gestartet bin ich am Ufer des Schwarzsees. Genauer bei der Talstation der Sesselbahn auf die Riggisalp: bequemes und gemütliches Schaukeln und 500 eingesparte Höhenmeter warten auf mich. Reserve-Energie für die lange Tour.
Bis zu meinem ersten Etappenziel, der Wirtschaft Salzmatt, waren nur 200 weitere Höhenmeter zu meistern.
Und jetzt sitze ich gemütlich auf der Terrasse. Und blicke hoch zum Gipfelkreuz in den Wolken. Wenn ich Glück habe, verschwinden sie während meines Aufstiegs. Schnell noch etwas Alpkäse eingekauft und losmarschiert.
Turnschuh-Touristen und andere Wanderer
Der Weg folgt der Flanke des Berges. Stetig geht es aufwärts, vorbei an friedlichen Kuhherden und der Skilift-Bergstation. Die Höhenmeter purzeln, es geht der 2’000er Marke entgegen. Viele Wanderer sind hier unterwegs. Etliche mit Turnschuhen, Sandalen und Stoffschüchen. Ich kann nur den Kopf schütteln. Eine junge Dame tastet sich dem Viehzaun entlang und hält sich an jedem Pfosten fest. Ihre Schuhe finden kaum Halt, sie geht nicht talwärts, sie rutscht. Was suchen solche Leute auf einem Bergweg, der deutlich, rot-weiss-rot markiert ist?
Der Weg biegt beinahe rechtwinklig ab und windet sich in engen Kehren den Hang hinauf. Der Kaisereggpass will erklommen werden. Der Weg besteht aus lockerem Geröll, Eisenbahnschwellen-Treppen und groben Steinen. Mit gutem Schuhwerk kein Problem. Ich versuche, mir die Dame mit den Stoffschuhen vorzustellen. Nein, lieber nicht.
Steiler Aufstieg zum Kaiseregg-Pass
Der Schweiss rinnt in Strömen aus allen Poren. Es ist heiss, der Aufstieg steil. Doch die Sicht ins Tal, auf den weit unten liegenden Schwarzsee, entschädigt genug für die Anstrengung. Oben hängen die Wolken. Sie sind noch nicht weg, ich bin schon fast oben. Blumen am Wegesrand lenken vom Weg ab. Das Auge fokussiert gerne auf die bunten Farben. Den Kontrastpunkt zum grauen Steinweg.
Bei jedem Blick nach oben erkenne ich weitere Kurven und Treppen. Es geht wohl doch noch ein Stück. Die Passhöhe liegt im Nebel. Ein entgegenkommender Wanderer muntert mich auf. Noch zehn Minuten bis zur Passhöhe, ein Klacks. Eine Kurve, eine weitere, noch eine Treppe und ich bin auf der Passhöhe. Mitten im Nebel. Er wabert um mich und kühlt wohltuend. Leider verdeckt er auch die Sicht.
Der Kaiseregg-Gipfel
Bis zum Gipfel ist es nicht mehr weit. 30 Minuten gemäss Wegweiser. Etwas mehr als 100 Höhenmeter gemäss Karte. Der Weg ist schmal, aber gut zu gehen. Die Steigung locker. Kein Vergleich mit dem letzten Stück vor der Passhöhe. Während ich aufwärts strebe, ziehen die Wolken an mir vorbei. Und dann stehe ich oben, neben dem Gipfelkreuz. Glückshormone werden ausgeschüttet, ich fühle mich grossartig.
Immer wieder öffnen sich Blickfenster in den Wolken und lassen erahnen, welch grandiose Aussicht hier oben zu finden ist. Oder wäre. Ich schweige und geniesse Aussicht und Bergkäse. Grandios. Im Herbst, ohne Dunst und Wolken, könnte man von hier fast die ganze Schweiz überblicken. Jura, Schwarzwald, Berner- und Walliseralpen, Mont Blanc … Auf der Panoramakarte ist kaum ein bekannter Berg nicht eingezeichnet. Kurz taucht die Silhouette des Eigers auf, ich zücke die Kamera. Zu langsam, eine Wolke schiebt sich vor den berühmten Berg und will nicht mehr weg. Schade, aber ich habe ihn gesehen.
Abstieg über den Alpinweg
Irgendwann ist stets alles zu Ende. So auch mein Aufenthalt auf dem Gipfel. Ich steige ab zum Pass. Da ich nur ungern zweimal denselben Weg gehe, wähle ich den Pfad via Gölmly – Euschels zurück zum Ausgangspunkt. In meiner Karte ist der Weg als Bergweg geführt. Hier oben ist er als Alpinweg ausgeschildert. Was gilt denn nun? Ich wage die Begehung. Nicht aber, ohne vorher die ausführliche Warntafel zu lesen. Eine gute Idee. Klar und deutlich
Der schmale Pfad windet sich dem Grat entlang. Schon nach wenigen Metern bestätigt sich die Einstufung als Alpinweg. Der Weg ist kaum breiter als zwei Wanderschuhe. Rechts fällt der Berg steil ab. Doch es wird noch extremer. Personen ohne Trittsicherheit haben hier nichts verloren. Mit meinen Kindern würde ich den Weg nicht gehen. Noch nicht.
Immer dem Hang entlang
Extrem steil fällt der Hang ab. Ich klettere über Felsbrocken, immer schon dem Hang entlang. Der Pfad ist gut markiert, verlangt aber einiges von mir ab. Mit einem Male überquert der Weg den Grat und ich befinde mich auf der Innenseite. Hier geht’s weniger steil abwärts, angenehmer für ängstliche Naturen. Überall grasen Kühe, weiter oben sehe ich eine Schafherde. Schön.
Es geht wieder aufwärts. Dann sehe ich nur noch Felsen, eine senkrechte Wand. Und oben erblicke ich eine Markierung. Aha, da hinauf muss ich. Keine Bange, die Kletterei ist nur sehr kurz und problemlos. Bergstöcke in den Rucksack und hoch. Die Felsen sind breit und bieten guten Halt. Ich schiebe mich hoch und blicke jäh in den Abgrund. Der Weg führt nach links, vor mir geht es senkrecht nach unten. Beeindruckend für Flachländer wie mich.
Das bellende Schaf
Die Schafherde ist nah, vereinzelte Tiere grasen vor mir. Ich folge dem Trampelpfad. Plötzlich löst sich eines der Schafe aus der Herde und springt auf mich zu. Es bellt mich an. Ein bellendes Schaf? Nein, ein Herdenschutzhund hat mich entdeckt. Von Weitem sieht er aus wie ein Schaf. Was stand auf der Infotafel weiter unten? Sich von den Schafen fernhalten und zügig aus dem Revier des Hundes entfernen. Mache ich. Mein Weg führt abwärts. Der Hund bleibt oben und beobachtet mich. Erst als er sicher ist, dass ich nicht umkehre, verschwindet er. Beeindruckend. Wäre ich ein Wolf, ich hätte Angst vor dem Kerl.
Die Euschelspass-Strasse ist in der Ferne auszumachen, das übernächste Etappenziel, nach Gölmly. Der Trampelpfad ist kaum noch zu sehen. Die zu querende Blumenwiese wächst kniehoch. Und diese Farbenpracht. Wunderbar. Der Abstieg wird steiler. Gut, bin ich nicht hier hochgestiegen. Es summt, zirpt und zwitschert um mich herum. Bienen summen und Dutzende von Schmetterlingen flattern zwischen den Blumen umher.
Steiler Abstieg
Die Alp Gölmly liegt vor mir. Unbewohnt, wie es scheint. Nun geht es 400 Höhenmeter abwärts zur Alp Obere Euschels. Mir scheint, die 400 Höhenmeter wollen sogleich in den ersten Minuten geschafft werden. Meine Güte, ist das steil hier. Der Boden ist schlammig und rutschig, nasses Geröll pflastert den Pfad. Bei jedem Schritt rutsche ich. Zum Glück habe ich meine Stöcke dabei. Der Weg schlängelt sich eine beinahe senkrechte Felswand hinab.
Ich springe über Felsbrocken, steige weiter ab. Langsam wird der Weg flacher, läuft schliesslich fast geradeaus und strebt der Passstrasse zu. Die nächste Alp, Ober Euschels, ist erreicht. Eine Alp und eine Wirtschaft, wie fast jede Alp hier oben. Verdursten muss niemand hier.
Bequemer Schlussspurt
Ich folge der Passstrasse abwärts. Vorbei an weiteren Alpwirtschaften strebe ich dem Schwarzsee zu. Die bequemen Seilbahn-Höhenmeter absolviere ich nun zu Fuss. Friedlich grasende Kuhherden prägen das Bild. Ein Blick zurück auf die hohen, steilen Felsen: da oben war ich vor Kurzem. Jetzt bin ich wieder unten.
Weiter abwärts, vorbei an einem einsamen Stier, der mich neugierig beäugt. Schon bald kommt der Schwarzsee in Sicht, ebenso die Seilbahn. Ich bin wieder unten. Müde und geschafft, aber zufrieden. Ich blicke zurück, zur Kaiseregg. Der Gipfel ist wolkenfrei, das Gipfelkreuz klar zu erkennen. Schön war’s (trotzdem).
Links:
- Schwarzsee Tourismus: www.schwarzsee.ch
- Kaisereggbahnen: www.kaisereggbahnen-schwarzsee.ch
- Restaurant Gypsera: www.restaurant-gypsera.ch