Der Brecca-Schlund ist für viele Wanderer der Grund in die Region des Schwarzsees zu reisen. Das, in der letzten Eiszeit, von Gletschern geformte Tal ist ein Anziehungspunkt. Auch wir durchwanderten das Tal, auf der Suche nach Murmeltieren, Gämsen und einer suggerierten Urlandschaft, die wir nicht fanden.
Region: | Sensebezirk, Fribourg |
Tour Datum: | 14.08.2012 |
Wandern Schwierigkeit: | T2 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala) |
Wegpunkte: | » Riggisalp – Untere Euschels – Stierenberg – Rippetli – Pt. 1550 – Brecca – Unteri Rippa – Wälschi Rippa – Schwarzsee |
Karten: | Landeskarte 1:25 000, Blatt 1226 Boltigen; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte |
Zeitbedarf: | ca. 5 Stunden |
Aufstieg: | ca. 150 Höhenmeter |
Abstieg: | ca. 450 Höhenmeter |
Für Kinder: | Spielplätze Riggisalp und Gypsera, Brecca-Landschaft zum herumtollen, Nutztiere am Wegesrand, kleine Chance Murmeltiere und Gämsen zu sehen, Bad im Schwarzsee zum Abschluss. |
Restaurants: | Restaurant Gypsera, Bergrestaurant Riggisalp, diverse Alpwirtschaften unterwegs |
ÖV-Anbindung: | Bus-Haltestelle Gypsera |
Und wieder mit der Seilbahn auf die Riggisalp
Die Riggisalp, Bergstation der Sesselbahn ab Schwarzsee, ist ein weiteres Mal (siehe auch Wanderungen Riggisalp-Salzmatt und Kaiseregg) Ausgangspunkt einer Wanderung. Die Sesselbahn erspart dem Familienvater knapp 500 Höhenmeter Aufstieg und eine gute Stunde Wanderzeit.
Nach einem kurzen Aufstieg geht es locker abwärts zur Alp Untere Euschels. Der Weg ist gut ausgeschildert, der Breccaschlund kann beinahe nicht verfehlt werden. Bei der Alphütte verlassen wir den breiten Weg durch das Tal und folgen dem Wegweiser zur Urlandschaft. Ein schöner, schmaler Pfad führt durch Alpweiden um den markanten Gipfel des Spitzfluhs herum. Teilweise über Treppen steigen wir auf zur Alp Stierenberg. Eigentlich steigen wir ab, denn die Alp Stierenberg liegt knapp 40 Höhenmeter tiefer als die Untere Euschels. Aber bei dem stetigen Auf und Ab verliert man schnell die Höhenorientierung.
Stierenberg, die Alp mit der Traumaussicht
Nach der Alp öffnet sich ein traumhafter Blick auf den Schwarzsee. Die meisten der einschlägig bekannten Touristenfotos wurden von hier aufgenommen. Wir halten inne und geniessen die Aussicht. Etliche Wanderer tun es uns gleich und picknicken gleich vor Ort. Bei uns gibt es noch kein Mittagessen, ich will zuerst den kompletten Aufstieg hinter mir haben.
Wir folgen dem Wanderweg bis zur Alp Rippetli. Hier teilt sich der Weg. Der kurze Wanderweg durch den Breccaschlund windet sich rechter Hand hinunter ins Tal. Wir wollen dieses aber zur Gänze erleben und schreiten auf dem Bergweg weiter aufwärts. Unter der Spitzfluh hindurch, auf schmalen Pfaden stetig aufwärts.
Punkt 1550 Mittagsrast und Abstieg
Der Aufstieg könnte noch weiter ansteigen, vorbei am Türmli, einem markanten Berg im Schlund. Wir verlassen beim Punkt 1550 den Bergweg und legen bei einer verlassenen Alp unsere Mittagsrast ein. Vor uns liegt der Breccaschlund, hinter uns hohe Berge, über uns segeln Vögel im Aufwind und das Pfeifen der Murmeltiere hallt durch die Felswände. Kein Zivilisationsgeräusch stört das Ambiente. In der Felswand hinter uns entdecken wir Steinböcke, die Murmeltiere können wir leider nur hören, nicht sehen.
Nach der Mittagsrast folgt der Abstieg in den Schlund. Der Pfad ist steil und rutschig. Unsere Wanderstöcke sind wertvolle Helfer. Dann stehen wir im Schlund und sind enttäuscht.
Der Schlund: Karstebene mit Blumen und Bäumen
Der Breccaschlund ist eine weite Karstebene mit schönen Blumen, prächtigen Bergahorn-Bäumen und pittoresken Alp-Sennereien. Es ist schön hier. Ruhig und friedlich. Aber nach all den vorab gelesenen Informationen und Werbungen für den Breccaschlund hätte ich mehr erwartet. Zitat von myswitzerland.com: »Eine wilde und zugleich verwunschene Gegend ist der Breccaschlund oberhalb des Schwarzsees.« Wild? Nicht wirklich. Verwunschen? Wohl eher Marketing-Wunschdenken. Zumal nur ein breiter Kiesfahrweg durch den Schlund verläuft.
Die Landschaft ist schön und beruhigend. Das Tal wurde vor Jahrtausenden von Gletschern geformt und hat seine Form bewahrt. Doch das »Ur« in Urlandschaft Brecca will sich mir nicht so recht erschliessen. Unter einer Urlandschaft verstehe ich eher so etwas wie den Sihlwald in der Nähe von Zürich. Ein Wald, der seit Jahrzehnten sich selbst überlassen wird. Ein Urwald. Der Breccaschlund ist aufgeräumt und voller Alpweiden. Wie überall um den Schwarzsee sind auch hier grosse Viehherden unterwegs.
Kaffeehalt im Schlund
Jede Alp ist eine Wirtschaft, dies gilt auch im Breccaschlund. Und auch wir unterstützen die lokalen Sennen und trinken einen Kaffee unterwegs. Vorbei an Informationstafeln mit Wissenswertem zum Tal und dem Phänomen Karst wandeln wir talabwärts. Neben einer Tafel steht sogar ein Experiment für Kinder, leider ist es ausser Betrieb. Dem Aussehen nach schon länger. Schade.
Endlich etwas Urwald
Unteri Rippa. Alp, Bergbeiz und Weggabelung. Wir steigen ab. Steil abwärts. Hinein in einen dichten Wald, voll Farn und Moos. Ein richtiger Urwald. Ein steiler Trampelpfad verschwindet in diesem Dickicht, durchsetzt von Treppen. Das macht Spass. Auch die Kinder sind begeistert. Grosse Felsbrocken liegen im Wald. Verstreut, wie von Riesen hingeworfen. Oder war das der Schwarzsee-Drache (siehe Wanderung Hexenweg)?
Irgendwann spuckt uns der Wald aus, wir stehen an einer weiteren Weggabelung. Links oder rechts? In welcher Richtung wollen wir um den See? Die Kinder entscheiden sich für links rum. Also los. Der Weg vollzieht einen weiten Bogen, führt oberhalb des Drachens durch lichten Wald und steigt dann ab zum Schwarzsee-Zeltplatz.
Auslaufen dem See entlang
Ab dem Zeltplatz ist der Weg praktisch eben. Vorbei an mehreren Gaststätten folgen wir dem Verlauf des Sees zurück zur Talstation der Sesselbahn. Das lockere Auslaufen dem See entlang tut gut. Der lädt ein zum erfrischenden Bad mit 20 °C. Nach fünf Stunden sind wir zurück am Ausgangspunkt. Eine schöne Wanderung geht zu Ende.
Links:
- Schwarzsee Tourismus: www.schwarzsee.ch
- Kaisereggbahnen: www.kaisereggbahnen-schwarzsee.ch
- Restaurant Gypsera: www.restaurant-gypsera.ch